Ich habe letztes Jahr bewusst nichts über meine Woche als Volunteer bei Kevin Richardson geschrieben. Ich hole das heute (06.02.2016) nach, werde den Eintrag aber in der Zeitspanne von damals veröffentlichen.
Der Grund warum ich bis heute nicht viel darüber geschrieben habe ist, dass diese Woche anders war als erwartet. Es ist mit nichts vergleichbar was ich bis jetzt als Volunteer gemacht habe. Ich habe damals lange überlegt wie lange ich Volunteer bei Kevin Richardson sein möchte. Ich habe mich dann für nur eine Woche entschieden, da ich gerne auch noch Neues in Südafrika entdecken wollte. Im Nachhinein bin ich froh, das ich nur eine Woche dort war. Denn die Arbeit dort war verdammt anstrengend. Und ich war auch emotional nicht gerade in der besten Verfassung. Zudem ist Anfang Januar Hochsommer in Afrika und nördlich von Pretoria ist es verdammt heiss. Dagegen ist es in Jozi (wie Johannesburg liebevoll von den Einheimischen genannt wird) richtig „kalt“.
Da man für solche Volunteerings wirklich viel Geld hinlegen muss, ist es normalerweise eine gute Mischung aus Arbeit und Freizeit. Denn schliesslich nehmen die Leute, die das machen dafür Ferien. Das Volunteering hier war Schwerstarbeit unter der glühenden Sonne Afrikas. Meistens ging es zwischen 7-7.30 Uhr los und endete zwischen 16.30 und 18 Uhr. Ausser man hatte eine Spezialschicht, dann musste man auch schon mal um 4.30 Uhr raus. Oder eben auch noch spät arbeiten. Die Mittagspause war mit einer Stunde recht kurz. Gerade genug Zeit um schnell zu duschen, sich 10 min aufs Bett zu legen, während man wartete das die Mikrowelle frei wird, um sich Reste vom Vortag warm zu machen.
Kevin, seine Frau und das Team waren unglaublich nett. Auch wenn man den Eindruck hatte, dass es bei Jade, die sich um die Volunteers kümmert eine „Zweiklassengesellschaft“ gibt. Denn es gab immer eine kleine Gruppe von Volunteers die in ihrer Gunst standen und die auch immer mehr wussten als die anderen. Meistens waren das Volunteers die bereits mehrmals da waren. Aber wahrscheinlich ist das dann normal. Es war für uns „Normalos“ daher nicht immer leicht, sich zurecht zu finden. Aber nichtsdestotrotz war eine ganz besondere Erfahrung. Auch wenn ich das ein oder andere anders machen würde. Aber wahrscheinlich bin ich da zu Deutsch. Es macht für mich z.B. keinen Sinn, das 6-7 Volunteers 3 Tage lang in einem Gehege Unkraut rausreissen – und das wie gesagt bei abartig heissen Temperaturen – wenn die Blumen gerade blühen und somit überall die Pollen rumfliegen. Und was noch viel schlimmer ist, wenn um die Sanctuary herum diese Blumen Felderweise wachsen. Für mich ist das eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme und hat nichts mit Effizienz zu tun. Wenn schon, dass müsste man die Blumen im Winter abbrennen. Aber wie gesagt, diese Pflanzen wachsen mittlerweile überall in Südafrika. Was wirklich schlimm ist, da die einheimischen Tiere sie nicht essen und die Pflanzen die einheimische Pflanzenwelt verdrängen.
Ebenso nicht nachvollziehbar für mich ist die Herangehensweise was das Putzen bzw. die Auffüllung von Frischwasser in den Gehegen angeht. Ich weiss nicht wie viele dutzende Wasssereimer jeder von uns jeden Tag geschleppt hat. Man muss dazu sagen, das viele Wasserhähne nicht funktionierten, was zur Folge hatte, dass sich diese Arbeit ewig hinzog und man die Zeit wartend in der Sonne verbracht hat, denn Schatten gab es faktisch keinen. Das Wasser kam aus Tanks, der Wassserdruck war quasi nicht vorhanden und das Wasser war abgestanden. Da wir aufgrund der Hitze jeder gut 3-4 Liter Wasser getrunken haben, mussten wir unsere Wasserflaschen zwangsläufig dort auffüllen. Lecker ist anders. Effizienz sieht auch hier anders aus. Ein kleiner mobiler Wassertank wäre hier die Lösung. Idealerweise mit einer Spritzpistole, so das man einfach und schnell die Häuser der Tiere sauber machen kann und ebenso schnell die Wasserstellen auffüllen kann. Zumal das den Vorteil hätte, das man dann für diese Arbeit weniger Volunteers bräuchte bzw. die Volunteers mehr Zeit für sich hätten. Oder aber die Zeit nutzen um z.B. den Schwarzen Arbeitern ein Haus zu bauen. Denn auch hier sieht man die Unterschiede zwischen Weiss und Schwarz sehr deutlich. Während Jade in einem grossen Haus mit ihren Hunden wohnt, haben Felix und Georg nicht mal Strom in ihrer winzigen Hütte, wo ausser ein Bett eigentlich nichts reinpasst. Und was mich persönlich sehr traurig macht, das sie aufgrund dessen nicht ihre Familien bei sich haben. Denn dafür ist kein Platz. Das ist mehr als traurig. Aber das ist Afrika.
Von diesen Problemen mal abgesehen, habe ich hier wunderbare Menschen getroffen. Das habe ich ja bereits erwähnt. Mit den Kanadiern war es immer lustig, das französische Pärchen war einfach nur toll und Alessa ist eine gute Freundin geworden. Kevin ist ein netter Kerl – auch wenn ich mir gewünscht hätte, das er mehr Zeit mit uns verbringt. Seine Frau ist eine unglaublich liebe Person und Georg und Felix waren einfach nur Klasse. Wir hatten unheimlich viel Spass. Mit Georg habe ich eine Wasser-Pipline repariert (da ich wie immer wie ein kleiner MacGyver ausgestattet war, hatte ich natürlich alles nötige dafür dabei). Und Felix hat mir gezeigt wie man eine Kuh häutet und zerlegt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich am Anfang etwas Angst davor hatte, ob mir dabei schlecht wird. Aber es war unglaublich interessant und lehrreich. Vor allem wenn man die Fleischstücke, die man normalerweise nur an der Metzgertheke sieht auf einmal am Tier selber sieht und jede Menge Aha-Erlebnisse hat.
Fazit: Eine anstrengende aber sehr interessante Woche auf der Kevin Richardson Wildlife Sanctuary. Ich bin froh das ich es gemacht habe, auch wenn es manchmal echt an die Substanz ging. Aber dafür habe ich ein paar neue Freunde und tolle Erinnerungen.